18. Oktober 2024

Orlando Stein

Mein Name ist Programm. Orlando von Virginia Woolfe switcht durch Zeiten und Identitäten. Das habe ich schon als Kind oft gespielt, lange bevor ich Woolfes Orlando begegnete. Im Alltag hat sich dieses kindliche Spiel irgendwie erhalten und ich habe tatsächlich verschiedene Leben gelebt. Ich war Schauwerbegestalter, Innenarchitekt und Buchhändler. Nun leite ich eine öffentliche Bibliothek und organisiere kulturelle Veranstaltungen in Teilzeit. Somit bleibt mir Zeit, zum Schreiben.

Ich schreibe Krimis, Lovestories und historische Romane mit überwiegend schwulen Hauptfiguren.
Ich kann nur über etwas schreiben, das auch mit mir zu tun hat. Dabei beschäftigt mich besonders, wie Menschen ein Gefühl von Zusammengehörigkeit entwickeln.
Ich weiß nicht wie ich zum Schreiben gekommen bin. Es kam zu mir. Ich habe mich aus einer Laune heraus mit kreativem Schreiben beschäftigt und es hat lange gedauert, bis ich etwas veröffentlichen konnte.

»Viele meiner Geschichten sind in Berlin angesiedelt, weil ich es gut kenne und die Stadt in meinen Augen geniale Settings bietet. In Gegenwart und Vergangenheit. Ich bin ein Beobachter.«
Wir schreiben queer
Netzwerk queer-schreibender Autor*innen

Nun switche ich vor aller Augen und wer mag, kann daran teilhaben. Schreiben ist für mich ein magischer Prozess und harte Arbeit zugleich. Ich bin Regisseur, Bühnenbildner und Schauspieler in einem. Dabei hilft mir meine kindliche Fantasie die ich ins Erwachsenenleben gerettet habe.

Inzwischen bin ich schreibverrückt und in meinem Kopf kreisen immer Ideen für Geschichten. Meistens finde ich schnell einen Anfang und weiß, wie die Geschichte ausgehen soll. Wenn sie mich nicht mehr loslässt, ich der Meinung bin, das kann was werden, dann plotte ich die Handlung in groben Zügen. Dabei lasse ich mir und meinen Figuren noch viel Freiraum, denn oft entwickeln sich erst im Schreibprozess ungeahnte Perspektiven und dichtere Charaktere. Außerdem muss ich die Figuren erst einmal kennenlernen. Irgendwann merke ich, das hinkt und das kannst du besser. Dann gehe ich noch mal dran, schleife, füge ein und streiche. Da bleibt von der ersten Idee oft nur das Gerüst übrig.
Manchmal arbeite ich auch an verschiedenen Geschichten gleichzeitig. Wenn ich nicht weiterkomme, lasse ich eine reifen und kümmere mich um die nächste. Das Reifen kann mitunter Monate oder auch mal Jahre dauern. Andere Geschichten wiederum schreibe ich an einem Stück durch. So gesehen gibt es für mich keine Schreibblockaden.

Ich liebe schrägen Humor und schlagfertige Charaktere. Geschichten, die nur spannend, nur tragisch, nur romantisch oder nur sexy sind, gibt es bei mir nicht. Im wahren Leben kommt ja auch alles zusammen und oft dann, wenn man es gerade nicht braucht.

Ich arbeite in verschiedenen Genres. Klar. Ein Orlando legt sich nicht fest.
Egal ob in Lovestory, Krimi, oder einem historischen Thema – mich fasziniert immer, warum sich bestimmte Menschen zueinander hingezogen fühlen und warum sie in ihrem Setting wie handeln.
Ich möchte meinen Leser*innen und mir selbst immer etwas „Schönes“, einen Lichtblick bieten.

Mein Motto ist: Wenn es dir schlecht geht, iss Kuchen und spiele Klavier. Schlecht geht es mir aber selten und ich esse trotzdem Kuchen und ich liebe mein Klavier, obwohl ich ein lausiger Vorspieler bin.
Damit ich nicht aus dem Leim gehe, mache ich Yoga, Stretching und moderates Muskeltraining.

Sehr viel Inspiration finde ich in Berlin. Ich liebe diese Stadt, obgleich ich auf dem Land lebe. Viele meiner Geschichten sind in Berlin angesiedelt, weil ich es gut kenne und die Stadt in meinen Augen geniale Settings bietet. In Gegenwart und Vergangenheit. Ich bin ein Beobachter.

Die besten Ideen zum Schreiben kommen mir morgens, direkt beim Aufwachen. Und ehrlich wahr, immer wieder träume ich von meinen Hauptfiguren und verliebe mich auch mal in sie, so dass ich ganz geknickt bin, wenn eine Geschichte zu Ende ist.

Ich wünsche meinen Leser*innen, dass es ihnen genauso geht. Denn dann habe ich vermutlich alles richtig gemacht.
Auf Instagram lasse ich mir unter dem Namen „Orlandosteinwriter“ beim Schreiben über die Schulter gucken und gebe Einblick in mein Autorenleben.

Text © Orlando Stein;
Bilder: © ART-Irene
mit freundlicher Genehmigung.
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