23. Oktober 2024

Marc Lelky

Dass ich schreiben möchte, habe ich schon in den 1980ern gewusst. In den 1990ern habe ich einige Geschichten für mich selbst geschrieben, ohne noch viel oder überhaupt irgendwelche Unterstützung zu erfahren. Ein paar Jahre später hat es tatsächliche Veröffentlichungs-Möglichkeiten in Form von Internet-Foren gegeben, dazu viel über das Schreiben aus der Praxis. Ab den frühen 2000ern habe ich mich dabei auch mit privaten Begegnungen unter Männern beschäftigt, zu Beginn vielleicht zum Ordnen etwas unklarer Gefühle in meinem Privatleben. In den 2010ern und etwas davor habe ich Schreibaufträge für Werbetexte angenommen. Was ich aber wirklich wollte und schließlich gemacht habe, ist die Veröffentlichung meiner Kurz- und längeren Geschichten und dann Romane im Self-Publishing. Zu dieser Zeit ist „Marc“ als Vornamen-Variation und „Lelky“ aus einem Vorschlag meines Lebenspartners entstanden.

»Genauso ist überzeichnete und rohe Gewalt bei mir die Ausnahme, düstere Hintergründe kann es trotzdem geben. Neben zärtlichem Erforschen können aber „gemäßigte“ Spiele mit Macht, Dominanz und Unterwerfung manchmal spannend sein.«
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Es war auch schon früh klar, dass ich mich gerne in fantastischen Welten bewege, von surreal über „neuere Formen von Fantasy“ bis zu Soft Science Fiction. Dazu können auch bestimmte Arten von High Fantasy oder Elemente daraus gehören, manchmal historische Anlehnungen wie etwa an die römische Antike oder Barockzeit. Daneben können abenteuerliche Erkundungen dabei sein, die in „unserer Welt“ angesiedelt sind. Vor solchen Hintergründen sind romantische bis erotische Begegnungen interessanter als vor den „üblichen“, einfach von gängigen Beschränkungen befreit. Ich habe hier zu einer blumigen bis metaphorischen Sprache gefunden, um eine ganz natürliche und schöne Sache darzustellen. Nur manchmal bilden harte Worte einen Kontrast dazu, genauso wie nicht alle immer süß und freundlich sind.

Beim Kennenlernen der „Gay Romance“ und „Gay Fantasy“-Szene um 2015 habe ich bald bemerkt, dass ich meine Werke eher „prickelnde Homoerotik“ nennen möchte. Mit Drachen kann ich durchaus etwas anfangen, mit Werwölfen eingeschränkt, Geschichten über Vampire und diverse Formwandler gibt es schon genug. Beim Erforschen der Möglichkeiten und Dynamiken von offenen bis polyamoren Beziehungen können ebenfalls einige „übliche“ Elemente wegfallen. Genauso ist überzeichnete und rohe Gewalt bei mir die Ausnahme, düstere Hintergründe kann es trotzdem geben. Neben zärtlichem Erforschen können aber „gemäßigte“ Spiele mit Macht, Dominanz und Unterwerfung manchmal spannend sein.

Ich schreibe genauso über heterosexuelle Begegnungen oder über bi- bis pansexuelle aus meiner Perspektive „(Cis-)Mann, der sich vorwiegend für Männer interessiert“. Ein relativ häufiges Thema sind (Cis-)Frauen, die sich nicht nur freundschaftlich für Männer interessieren, die sich, nicht unbedingt nur, für Männer interessieren. Wahrscheinlich fasziniert mich das, weil ich es selbst erlebt habe und das in der Literatur eher selten zu finden ist. Bei „allgemeinen queeren Themen“ habe ich daneben einen Bezug zu Transmännern und Asexuellen.

 

Was ich scheibe, ist die Darstellung meiner Visionen und Träume, von tiefem Verlangen und Sehnsüchten. Es kann auch die Neugier an der Erforschung einer Sache sein. Interessant finde ich philosophische Gedanken wie dass die dargestellte Welt irgendwo existiert und ich dazu bestimmt bin, die Geschichte aufzuschreiben. Ich bin mir bewusst, dass das nicht immer die besten Chancen auf den Buchmarkt mit sich und vielleicht nur eine „Handvoll“ Fans bringt. Trotzdem habe ich mich im Laufe der Zeit so intensiv damit beschäftigt, dass es mehr als ein Hobby ist. Wenn ich „marktgerecht“ schreiben und damit ein „echtes“ selbstständiges Einkommen erzielen will, kann ich das unter anderen Pseudonymen. Im Laufe der Zeit habe ich viele „gute Ratschläge“ gehört und nur manche davon angenommen.

Eine solche Geschichte muss beim Schreiben einfach nach und nach aus einem Grundgedanken entstehen. Es gibt Momente des „Fließens“, wo ich auf mein Bild der nahen Zukunft zugehe, das am Ende doch ganz anders aussehen kann. Wie es weitergeht, sehe ich etwa in der Dusche oder irgendwo draußen, in Wien oder weitläufiger Umgebung. Es kann vorkommen, dass sich die eingeschlagene Richtung falsch anfühlt, dann gehe ich eben ein Stück zurück.

 

Schreibblockaden habe ich eher nur in Form von (oft erfreulichen oder interessanten) Dingen, die mich ablenken. Da muss ich mich entscheiden, und manchmal ist die Frage „Etwas lesen oder etwas schreiben?“. Das Überwinden von Frust kann genauso dazugehören, das kann manchmal durch auslösende Momente geschehen. Eine hilfreiche Einstellung ist wahrscheinlich „Es ist fertig, wenn es fertig ist“.

An einem für mich perfekten Schreibtag herrscht wahrscheinlich kühles und trübes bis regnerisches Wetter. Es soll aber auch nicht für längere Zeit durchgehend so und deprimierend sein. Mildes und sonniges ist zwar sehr motivierend, gleichzeitig aber eine große Ablenkung. Obwohl ich gelernt habe, auch „Nischen“ zu nutzen, habe ich dann einen ganzen und von Besuchen und Ablenkungen freien Tag. Zu große Müdigkeit und schwindende Aufmerksamkeit markiert das Ende. Irgendwo im Freien schreiben habe ich zwar schon probiert, am besten ist es aber doch an ruhigen und bequemen Orten zuhause.

Text © Marc Lelky
Bildmaterial (nach Angaben des Autoren): © Pixabay
Bildbearbeitung © Marc Lelky;
mit freundlicher Genehmigung.
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