21. November 2024

The Devil’s Nemesis | E.M. Holland

Leseprobe

›The Devil’s Nemesis‹
E.M. Holland

Klappentext:

Sunny ist ein Mensch und jagt als Reaper Rogues – von Dämonen besetzte Menschen. Eines Abends führt sein Weg unfreiwillig tief in die Hölle – die Sphäre der Dämonen. Er begegnet einem Dämon mit goldenen Augen und schwarzen Haaren, der ihn für einen Auftrag anheuern möchte. Dieser Dämon ist niemand anders als der König der Hölle – Lucifer. Gemeinsam begeben sie sich auf die Jagd nach einer Gruppe Dämonen, welche zahlreichen Menschen ihre Seele raubt und stetig an Macht gewinnt. Dabei begegnen die beiden einem alten Feind aus Lucifers Vergangenheit und er ist nicht der Einzige, der die Jagd auf den Reaper begonnen hat. Irgendwann muss sich der Dämon entscheiden – wird er Sunny gehen lassen, sobald die Jagd beendet ist? Hier kommt die Geschichte des charmantesten Reapers auf Erden – eine etwas andere Liebesgeschichte voll Sarkasmus und schwarzem Humor. Vorhang auf für den ersten Akt.

© E.M. Holland

PROLOG: Sunny lief durch die Straßen von Brooklyn, die Hände tief in den Taschen. In seinem schwarzem Hoodie und der schwarzen Jeans verschwand er fast in der Dunkelheit. Die einzigen Geräusche waren das Hallen seiner Schritte in seinen – natürlich – schwarzen Schuhen, das Rascheln der Silberkette, die von seinem Gürtel zu seiner rechten Hosentasche verlief – das wahrscheinlich einzig Farbige an ihm – und das Surren einer flackernden Straßenlaterne, die wahrscheinlich in den nächsten hundert Jahren nicht repariert werden würde.
Das orangene Licht beleuchtete die Gasse nur schwach, doch es reichte. Weiße Wölkchen drangen durch seine schwarze Maske, die seinen Mund und seine Nase bedeckte, und seine aschgrauen Haare wippten vor seiner Stirn. Seine Hände waren lässig in seinen Hosentaschen, immerhin machte er nur einen gemütlichen Spaziergang um zwei Uhr nachts in einer der gefährlichsten Straßen von New York – kein Grund zur Sorge.
Ein leichtes Vibrieren ging durch die Luft und Sunny blieb stehen. Na endlich. Er war sich bereits eine halbe Stunde die Beine in den Arsch gelaufen. Dieses Mal haben sie sich wirklich Zeit gelassen.
Ein Flimmern in der Luft kündigte deren Ankunft an, dann kam das schlurfende Geräusch. Zwei also. Er wusste es, bevor sie um die Ecke schlurften. Leider brachten sie auch den widerlichen Geruch von Verwesung mit sich. Das lag daran, dass die Seele dieser armen Tropfen langsam, aber sicher abnibbelte, während ein anderer sich in ihrem Körper austobte.
Zwei Schatten wanderten über die Mauer, dann traten zwei Gestalten in die Gasse. Es war ein Mann Ende Vierzig und eine junge Frau Mitte Zwanzig. Der Mann trug einen blauen Anzug mit ockerfarbener Krawatte. Bah, allein für diese Krawatte sollte ich ihn umlegen. Designerschuhe bedeckten seine Füße und auch eine Rolex dessen rechtes Handgelenk. Er wäre als normaler Mensch durchgegangen, wenn nicht die Blutflecken auf dessen hellblauen Armani-Hemd gewesen wären und der blutverschmierte Mund. Bah.
Die junge Frau hatte lange dunkelbraune Haare, die wirr über ihre schicke weiße Bluse hingen, die mit roten Sprenkeln verziert war – ich spoiler einfach, es ist kein Ketchup und gehört auch nicht zur Bluse. Dazu trug sie einen kurzen schwarzen Rock. Wollte sie den Alten knallen? Und schon lief die Szene einer geheimen Büroaffäre in Sunnys Kopf ab.

Der Mann beugte sich über die neue Praktikantin, schob ihr eine Strähne hinter das Ohr. Diese errötete leicht und drehte den Kopf weg.
„Du siehst heute wieder zauberhaft aus“, sagte er und fuhr mit seiner Hand unauffällig zu ihrem Oberschenkel.
„N-nicht hier“, stotterte sie leise, biss sich auf die Lippe.
„Meine Frau ist heute Abend nicht da, wir zwei könnten doch-“

Eine Kralle schoss knapp an Sunnys Gesicht vorbei. „Nicht dein Ernst. Ich hatte gerade die Idee für Büroschlampen Teil 2“, sagte er und trat einen Schritt zur Seite. Rogues konnten einem auch jeden Spaß verderben.
Rogues waren von Dämonen besessene Menschen, die leider eine Vorliebe für Blut und Menschenfleisch hatten. Es kam immer wieder vor, dass Dämonen auf die Erde kamen, dort friedlich lebten. Manchmal besetzten sie aber auch Menschen, auch nicht unbedingt ein Problem. Wenn diese aber zu menschenfressenden Viechern mutierten – ja, schlecht. Es gab zwei Gründe für diese Wandlung. Einer war, dass die Seele einfach mit einem Untermieter nicht zurechtkam. Mimimi, ich will keinen anderen auf meinem Stuhl, der stinkt. Hatte er wirklich gerade eine winselnden Erstklässler imitiert?
Auf jeden Fall reagierten diese Seelen sehr sensibel und verkümmerten langsam, was sich leider auf den Körper auswirkte. Sie gaben dann den unwiderstehlichen Geruch von Kotze und Verwesung von sich. Ein anderer Grund war, die Dämonen drangsalierten absichtlich die Seele des Wirts – einfach, weil sie Spaß daran hatten zu sehen, wie die Menschen zu Fressmaschinen mutierten. Dann verließen sie diesen lachend wieder und schauten sich den Spaß von den besten Plätzen an.
Die Zweiteren waren die Arschlöcher, die ihm am meisten auf den Sack gingen, die Ersten verließen nämlich normalerweise den Körper, bevor es wirklich zu einem Zwischenfall kam – à la blöd gelaufen, ich such mir ‘nen besseren Gastgeber.
Wie gesagt, an sich hatte Sunny nichts gegen Dämonen. Viele schafften es auch mit einem eigenen Körper hier zu leben, doch es gab nun mal immer faule Säcke, die sich lieber ins gemachte Nest setzten – bloß keinen Finger krumm machen.
Seufzend wich er einem weiteren Angriff aus. Zombiebraut hatte sich nun auch entschieden, mitzumachen. Nach eingehender Prüfung atmete er auf. Die beiden sind erst im Anfangsstadium. Das hieß, ihre Seele konnte sich wieder regenerieren. Dafür musste er nur den ungebetenen Untermieter aus ihren Körpern manövrieren.
Der Mann knurrte und fauchte. Aus seinen Fingern wuchsen scharfe, schwarze Krallen. Sabber rann über aus seinem Mund. Bahh, mach doch mehr Sport, ansonsten wird es nichts mit Büroschlampen Teil 2. Blitzschnell fuhr er mit der Kralle nach Sunny, der mit einer neunzig Grad Drehung auswich und dessen Handgelenk packte. Sofort schlug er mit der Faust auf dessen Solarplexus, sodass dieser zurücktaumelte.
Schon griff die Tussi an. Sie sprang ihn an, wollte ihm in den Hals beißen. „Sorry, ich steh nicht auf Braunhaarige“, sagte er mit einem Lächeln und schlug ihr ins Gesicht. „Ach, und ich schlage Frauen – zumindest, wenn sie sich mir aufdrängen. Vielleicht sollten wir erst einmal mit einem Kaffee beginnen.“

Fauchend schoss die Braunhaarige wieder auf ihn zu. Er rammte ihr das Knie in den Bauch, sodass sie sich direkt neben ihn auf den Boden erbrach. Bah, keine Manieren. „Gut, genug gespielt. Wenn ich mich in zwei Stunden nicht bei Red Dead Online einlogge, breche ich meinen Lauf. Wobei, seit der Umstellung sind die wirklich knausrig mit den Belohnungen.“
Beide Rogues wollten sich gerade wieder aufrichten, doch Sunny verhinderte es. Er krempelte beide Ärmel seines Hoodies nach oben und entblößte zahlreiche Tattoos an seinen Unterarmen. In seinen Handinnenflächen waren zwei Pentagramme eintätowiert, die er aufeinanderpresste. Diese begannen zu leuchten und er zog sie auseinander. Zwischen seinen Händen entstand ein weißleuchtender magischer Zirkel, den er um die beiden Rogues platzierte. Dieser erstrahlte und drehte sich, sodass sie innerhalb von ihm gefangen waren.
„Gut. Dann wollen wir zum Grande Finale kommen“, sagte er und machte eine dramatische Handbewegung. An Coolness nicht zu übertreffen, ganz klar. Das Fauchen und Kratzen an der Barriere versaute ihm erneut seinen Tagtraum. Gut, konzentrier dich Sunny. Er streckte beide Hände aus und sein Blick wurde ernst.
Seine Finger zeichneten ein kompliziertes Muster in die Luft und der Zirkel leuchtete und drehte sich schneller. Worte aus einer fremden Sprache wanderten über seine Lippen und die Rogues begannen zu kreischen. Schwarzer Rauch schoss aus ihren Augen, der Nase und dem Mund, der sich zu einer wirbelnden Wolke zusammenstauchte.
„So, ab in die Hölle. Prin prezenta te alung, te trimit înapoi la locul de osândă.“ Mit diesen Worten fuhren beide Dämonen nach unten und versanken in der Erde. Der Zirkel verschwand und beide Menschen fielen bewusstlos um.
Lässig holte Sunny sein Smartphone heraus und tippte eine Nummer ein. „Hey, Jo. Ich bin’s, Sun. Jap, ich hab zwei. Wäre schön, wenn du sie wieder aufhübschen würdest. Ich schick dir den Standort. Morgen Abend? Klar, im Murphy’s, acht Uhr. Ist gebongt.“ Er legte auf und schickte seine Standortdaten an den Cleaner. Sein Auftrag war erledigt.
Er steckte sein Handy weg, schob seine Ärmel wieder nach vorne und steckte die Hände in die Taschen. Ab nach Hause, mein Pferdchen wartet bestimmt schon sehnsüchtig auf mich. Also schlenderte er los. Für einen Moment spürte er eine starke Präsenz und er drehte sich um. Er sah nichts. Seltsam.
Ja ihr Lieben, so im Nachhinein hätte ich einfach nicht so faul sein und die drei Meter laufen sollen, um meinen damaligen Verfolger zu stellen. Dann wäre die ganze Geschichte vielleicht nicht so verlaufen. Aber seien wir ehrlich, ihr hättet auch keinen Bock gehabt, oder? Gut, ich kann’s nicht mehr ändern, also sage ich nur: Vorhang auf und genießt die Show, denn nun kommt die Geschichte des charmantesten Reapers auf Erden.

Kapitel 1
Nach getaner Arbeit lief Sunny zu seinem Block. Er schloss die Tür auf und lief zwei Stockwerke nach oben, bis er endlich bei seinem Apartment war. Dort gab er den Code ein und die Tür zu seinem Reich öffnete sich. Fein säuberlich zog er sich die Schuhe aus und stellte sie ins Schuhregal. Auch wenn viele es nicht vermuteten, er war ein sehr ordentlicher Mensch. Chaos gab es in seinem Leben genug, immerhin war er ein Reaper.
Die Bezeichnung machte sich zwar nicht wirklich gut im Lebenslauf, aber Dämonenaustreiber hatte doch absolut keinen Stil. Bei diesem Begriff kam einem doch sofort das Bild von einem Mönch in Kutte mit fünf Kreuzen, der Weihrauch auf eine Tussi sprenkelte, welche wie bei „der Exorzismus der Emily Rose“ einen Aufstand machte. Alles natürlich im weißen Kleidchen. Manchmal wäre mir die kleine Emily lieber.
Seinen Pullover warf er mit dem Rest in seine Wäschetonne, die er morgen früh in Angriff nehmen würde, also dreizehn Uhr mittags. Seine Uhr lief anders, da er nachts unterwegs war. Ein Klingeln ließ ihn zum Handy schauen.
»Betrag für die erfolgreiche Ausführung wurde überwiesen.«
Nice. Damit war die Miete für diesen Monat gesichert. Auch wenn viele glaubten, Dämonen auszutreiben wäre eine Berufung – Leute, das ist ja aller Ehren wert, aber wovon soll ich bitte meine Rechnungen bezahlen? Reaper und Cleaner wurden selbstverständlich bezahlt. Für jeden Auftrag erhielt er ein Honorar. Je schwieriger, desto höher, immerhin setzte er jedes Mal sein Leben aufs Spiel.
Mit einem Seufzen trat er unter den warmen Strahl der Dusche. Eine weitere erfolgreiche Nacht ging zu Ende, doch etwas machte ihm Sorgen. Diese Woche hatte er bereits vier Aufträge erledigt. Das war verdammt viel. Normalerweise hatte er einen pro Woche. Im letzten Monat war die Anzahl der Rogues rapide angestiegen und sie wussten nicht weshalb. […]

[The Devil’s Nemesis:
A story of the loveliest reaper on earth
Datum der VÖ: 09. Juli 2023]

© Text & Cover: E.M. Holland;
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung.
Unbezahlte Werbung.

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